Fall 2 | ||||
Turnier : | Bonner Paarturnier vom 01.06.2000; Klasse M | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Turnierleiter : | Jörg Fritsche | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Fall : |
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Turnierleiter: | Der
Turnierleiter wird von Ost nach 3 SA von Nord geholt. Auf
sein Nachfragen hat sich herausgestellt, dass Nords
kontra auf 2 Pik kein Strafkontra war (und damit nach den
in Deutschland gültigen Alertregeln alertierpflichtig
ist). Die Rechte werden gewahrt. Nach dem Spiel wird der Turnierleiter erneut geholt. Ost bemängelt die falsche Auskunft von Süd bzgl. des kontras und erläutert, dass er bei korrekter Auskunft direkt 3 Pik gereizt hätte. Damit wäre der weitere Verlauf der Reizung unklar gewesen, aber der Endkontrakt sicherlich nicht 4 Pik im kontra. Die bedeutung des kontras als negativ ist von NS unbestritten. Der Turnierleiter enstcheidet nach eingehender Beratung mit den anderen Turnierleitern: NS hatten einen Vorteil durch die falsche Auskunft, OW einen Nachteil. Daher bekommen OW den günstigsten Score zugewiesen, der nach korrekter Auskunft denkbar gewesen wäre, nämlich 3 Pik ohne kontra - 1. NS erhalten den für sie schlechtest möglichen noch wahrscheinlichen Score, hier 3 SA - 2 für - 200. Das Gebot von 4 Pik wird von den Turnierleitern nicht als abwegig angesehen. Von einer 60/40 Entscheidung wird Abstand genommen, da man nach Möglichkeit versuchen sollte, ein "echtes" Ergebnis zuzuweisen NS legen Protest gegen diese Entscheidung ein. |
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Spieler: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Schiedsgericht: | Vor dem Schiedsgericht
bezeichnet der N-Spieler das Passe des Ost-Spielers auf 2
Pik kontra mehrfach als "unsportlich". Trotz
Ermahnung, vorsichtig mit solchen Formulierungen
umzugehen, wiederholt er diese Anschuldigung. Er
unterbricht mehrfach verschiedene andere Teilnehmer der
Verhandlung und wird vom Schiedsgerichtsvorsitzenden
unter Androhung einer Strafe zur Ordnung gerufen. Der Score von 3 SA - 2 für NS wird bestätigt. Für das Schiedsgericht ist das Gebot von 4 Pik abwegig, daher behalten OW ihren am Tisch erzielten Score von - 300. Dem N-Spieler (und damit natürlich dem NS-Paar) werden 20% eines Tops für die Beleidigung des O-Spielers in der Verhandlung abgezogen. Die Protestgebühr wird zurückgezahlt. Nach der Verhandlung unterhält sich der N-Spieler vor Zeugen mit dem Schiedsgerichtsvorsitzenden. Er bezeichnet ihn ebenfalls als "unsportlich" und sein Benehmen als "unter der Teppichkante". Dieser Vorgang wird auf dem Schiedsgerichtsformular vermerkt, um dem Verband gemeldet zu werden. |
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Kommentare: | Mein
Kommentar: Das Verhalten des Ost-Spielers
ist in meinen Augen in keinster Weise unsportlich. Es
handelt sich hierbei nicht um einen "Double-Shot".
Er sieht an seiner Hand zwar, dass Nord kein gutes Straf-Kontra
hat, aber woher soll Süd das wissen, und warum sollte er
nicht passen ? Die Alertregeln sind eindeutig was dieses
kontra angeht. Ost hatte also eine legitime Chance, dass
alle passen, und 2 Pik im kontra sollte für seine Seite
der bestmögliche Kontrakt sein. Eure Kommentare: "... ich finde das Verhalten von Nord ungeheuerlich und eine Strafe dafür auch mehr als angebracht. Was nun aber den Protest von Ost angeht habe ich eine andere Meinung. Für mich ist das 4 Pik Gebot nicht nur ein "schlechtes" Gebot sondern der klare Versuch eines Double-Shots. Ost "weiss" offensichtlich das das kontra auf 2 Pik nicht serios war, sein Gedankengang ist, entweder ist 4 Pik im X ein guter Score oder ich rufe die Turnierleitung wegen falscher Auskunft." "...zur Frage, ob das Gebot 4 Pik exotisch war oder nicht: Ich nehme an, dass West genauso gehandelt hätte, wenn er statt des Karo-Königs ein kleines Karo gehabt hätte. Also vertauschen wir mal diesen König mit mit einem kleinen Karo von Süd. Jetzt gehen 3 SA, und plötzlich würde niemand mehr das 4 Pik-Gebot für abwegig halten, denn jetzt ist es gut. Es kann einfach nicht sein, dass Ost ein Nachteil daraus erwächst, dass er mit einem 9-Karten-Fit in Pik und einer Verteilungshand beim Partner und in weiß gegen rot 4 Pik reizt. Dies würde ich unter selektive Wahrnehmung des Schiedsgerichts buchen." "...zur Frage, welcher Endkontrakt ohne
Regelwidrigkeit zustande gekommen wäre: Osts Aussage, er
hätte direkt 3 Pik geboten, ist plausibel. Es ist aber völlig
unplausibel, angesichts der aktuellen Reizung von NS
anzunehmen, dass 3 Pik ein auch nur entfernt
wahrscheinlicher "...1. Zum Verhalten von N: den Abzug von 20%
eines Tops finde ich sehr nachsichtig. Ich würde für
solches Verhalten empfindlichere Strafen vorsehen. "...N sollte mindestens 1 Top Abzug bekommen. Süd
alertiert nicht und jetzt wird auch noch Unsportlichkeit
vorgeworfen. Das ist das allerletzte ! "...bin mit allem sehr einverstanden, nur nicht
mit der Schiedsgerichtsentscheidung, 4P sei abwegig. Ich
zitiere L.Cohen, To Bid or..,S.174: The total number of
tricks, when side A plays in notrump and side B plays in
a trump suit = seven plus the number of trumps held by
side B. Total tricks hier also 16. Wenn der Gegner 3SA
erfüllt, bleiben für den Pik-Kontrakt "...Ich meine, dass Split-Score nur dann gegeben
werden sollten, wenn eine absurde Aktion der unschuldigen
Seite die Kausalkette zwischen Regelverstoss und Score
zerstört. In diesem Fall gäbe es da zwei Möglichkeiten:
"...Der double shot besteht ja darin, dass man
sich nach 2 Px still zurücklehnt und dann nach 3
SA ein abwegiges 4 P gebot abgibt. Wer nach 2 Px nicht 3P
reizt und dann hinterher 4P auspackt...(JA HÄTTE ich
denn gewusst, dann...) Wenn man auf 3 SA passt, gibt man
ja das für BEIDE Möglichkeiten normale Gebot ab, oder?" |
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