Fall 14
 
 

Turnier : Teamturnier in Enschede vom 16./17.12.2000; Klasse A; Systemkategorie B; Protestgebühr 25 Gulden
Turnierleiter(in) :  
Der Fall :
Protestierendes Paar: OW
Gegnerisches Paar:
 
Teiler W,
Gefahr OW
P: AB10xx    

West

Nord

Ost

Süd

C: Ax pass 1 Pik pass 1 SA
K: KBx 2 Coeur kontra pass 2 SA
T: Axx pass 3 SA kontra pass
P: x   P: KD9xx pass pass    
C: 109xxxxx C: KBx        
K: Axx K: xx        
T: xx T: xxx        
Score:
+750
P: xx          
C: D        
K: D10xxx        
T: KDxxx        
           
Turnierleiter: Das Ausspiel war klein Pik, danach gab es 11 Stiche. OW holen den Turnierleiter, da das kontra auf 2 Coeur nicht alertiert wurde (damit in Holland ein Strafkontra ist).

Der Turnierleiter stellt bei der Befragung des NS-Paares heraus, dass das kontra als Strafkontra definiert ist. Er entscheidet, dass daher kein Regelverstoß vorliegt und lässt das Ergebnis bestehen. OW protestieren gegen diese Entscheidung.

Spieler:  
Schiedsgericht: Ich sass mit 2 Holländern zusammen im Schiedsgericht. Wir haben eine ganze Weile über den Fall diskutiert und auch das NS-Paar bezüglich ihrer Absprachen befragt (was meiner Meinung nach der Turnierleiter nicht vollständig getan hat)

Wir haben durch Befragung des N-Spielers im Appeal herausgefunden, dass mit unausgeglichenen Händen nicht kontra gereizt wird (good-bad 2 NT steht zur Verfügung). Damit zeigt kontra immer eine starke balanced Hand mit  2 - 4 Coeur-Karten (oder ein echtes Strafkontra in einer starken unausgeglichenen Hand.). Dieses muss alertiert werden, da es sicherlich kein eindeutiges Strafkontra ist, sondern nur blattbeschreibend. Wie man sieht, ist der Partner mit single Coeur-Figur trotz der attraktiven Gefahrenlage nicht dringeblieben.
Also liegt, im Gegensatz zur Meinung des Turnierleiters, ein Regelverstoß vor.
Was hätte ohne den Regelverstoß passieren können ? Ost hätte mit seinem guten Fit gegenüber einem gepassten Partner, der in rot eine schlechte Farbe reizt, rekontra reizen können, um seinen Fit zu zeigen (auf Strafkontra sicherlich nicht, da es dann SOS sein muss). Danach wäre der Endkontrakt sicherlich nicht 3 SA x + 2 gewesen, also liegt eine Schädigung vor, also muss der Score korrigiert werden.
Wir hatten leider nicht mehr soviel Zeit, die Entscheidung über den Score zu treffen (war zwischen 2 Runden, wo gar keine Pause vorgesehen war). Wir haben gesagt, dass in 50% der Fälle ein Endkontrakt von 4 Pik - 3 gespielt wird, in 50% 5 UF erfüllt. Das mittlere IMP-Ergebnis hieraus ist mit den 3 SA - 2 am anderen Tisch abgerechnet + 4,5 für NS, abgerundet auf 4.
Gegenüber den ursprünglich gewonnen 13 IMPs für NS ist die Entscheidung schon besser, aber im Nachhinein meiner Meinung nach nicht richtig. Die Regeln sagen klar, dass die schuldige Seite den schlechtest möglichen Score bekommen muss, und das wären 3 SA x - 2 für -300. Schliesslich muss Ost nicht zwingend re sagen, dann wäre der Endkontrakt wieder 3 SA x, aber W würde das kontra als Ausspielkontra für Coeur verstehen. Wir haben den theoretischen Verlauf der Reizung zu sehr unter Bridge-Aspekten betrachtet, und zu wenig gemäß den Regeln. Kann leider mal vorkommen, wenn man gerade erst nach längerer Diskussion zu der Meinung gekommen sind, dass der Score korrigiert werden muss, und der Turnierleiter bereits hinter uns steht und sagt "schnell den Score, wir müssen weiterspielen".

Korrekt wäre im Nachhinein (jedenfalls meiner Meinung nach) also -9 IMPs statt + 4 IMPs gewesen, aber immerhin sind wir von den auf jeden Fall falschen 13 IMPs ein ganzes Stück runtergekommen. Auch appeals-Miglieder sind nur Menschen.

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Letzte Änderung: 05.01.2002 Home © by joefri